Donnerstag, 15. November 2007
Absch(l)uss in Buenos Aires
Unglaublich, aber das hier wird mein letzter Eintrag in diesem Blog! Morgen geht es fuer mich ueber Sao Paulo und London nach Hause und Freitag morgen lande ich dann im guten alten Duesseldorf. Einerseits ist es ein komisches Gefuehl, dass der Trip zu Ende geht, aber andererseits freue ich mich auch riesig darauf, euch alle wiederzusehen...

Fuer meinen letzten Stop haette ich mir keine bessere Stadt als Buenos Aires aussuchen koennen. Neben Melbourne gehoert die argentinische Hauptstadt definitiv zu meinen Lieblingsstaedten. Allerdings muss man sich erstmal daran gewoehnen, dass hier niemand jemals zu schlafen scheint. Nachts um 01.00 Uhr sind die Restaurants noch voll bis zum letzten Tisch und vor 02.00 Uhr geht hier niemand in die Clubs. Ich frage mich, wann die Leute hier arbeiten?

Meine Tage hier waren immer sehr kurz. Meistens habe ich bis 13.00 Uhr geschlafen, dann ein bischen Sightseeing gemacht und von 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr war es dann Zeit fuer ein Nickerchen, damit man die langen Naechte durchsteht und nicht "schon" um 05.00 Uhr schlapp macht :-)

Habe es aber trotzdem geschafft, die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten wie das Viertel "Boca" (die Heimat von Diego Maradona und den beruehmten Boca Juniors) und den skurillen Friedhof in Recoleta mit Evitas Grab zu sehen. Auf diesem Friedhof sind nur reiche und beruehmte Personen begraben und scheinbar gilt die Devise "Je pompoeser das Grab, desto wichtiger war die Person zu Lebzeiten". Man findet hier Familiengruften so gross wie Kirchen und Graeber, die wie griechische Tempel aussehen, inklusive Statuen von den Verstorbenen vor der Tuer.

Eigentlich wollte ich Sonntag abend den Nachtbus nach Iguazu nehmen, aber ich musste meine Reiseplaene aendern...weil die Boca Juniors Sonntag abend ein Heimspiel hatten und ich mir das auf gar keinen Fall entgehen lassen wollte!! Also habe ich meinen Ausflug nach Iguazu auf einen Tag verkuerzt, Fussball geht schliesslich vor. Das Spiel war super, Boca hat 4:0 gewonnen. Die Atmosphaere war auch sehr gut, aber ehrlich gesagt hatte ich von den suedamerikanischen Fans etwas mehr erwartet. Naja, vielleicht bin ich vom Stadion in Dortmund einfach zu verwoehnt, haha ;-)

Montag ging es dann aber 20 Stunden mit dem Bus nach Iguazu und da habe ich dann den kompletten Dienstag auf der argentinischen Seite der Wasserfaelle verbracht. Was soll ich sagen, die Faelle sind einfach umwerfend! Beschreiben kann man das kaum, ich zeige euch einfach demnaechst die Fotos. Wir sind sogar mit einem Boot direkt unter die Wasserfaelle gefahren und komplett (wirklich komplett, als ob wir in einen Pool gesprungen sind) nass geworden. Das Hochladen der Fotos spare ich mir heute aber. Schliesslich will ich meinen letzten Tag auf Reisen nicht komplett im Internet-Cafe verbringen, sondern lieber meine letzten Pesos beim Shoppen in Buenos Aires auf den Kopf hauen :-)

So, nach 7 Monaten, 10 Laendern, ca. 5000 Fotos und was weiss ich wie vielen Kilometern ist morgen also Schluss. Aus meinen geplanten 7 Fluegen sind letztendlich 16 geworden und mein Budget hat sich schon in Australien leise verabschiedet. Aber ich bereue keine einzige Tour oder Aktivitaet, fuer die ich im Laufe der Zeit Geld ausgegeben habe. Naja, abgesehen vielleicht von ein paar Bier und Cocktails zuviel hier und da...

Ein dickes Dankeschoen fuer eure zahlreichen Kommentare in diesem Blog, ueber die ich mich immer sehr gefreut habe. So wusste ich wenigstens, dass tatsaechlich jemand den Kram hier liest und ich nicht alles umsonst schreibe ;-)

Das war´s. Adios Buenos Aires, bis bald in Deutschland!

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Dienstag, 9. Oktober 2007
Patagonien...wortwoertlich am Arsch der Welt
Wenn ich Patagonien mit einem einzigen Wort beschreiben muesste, wuerde "rau" wohl am besten passen. Die meisten Strassen hier kann man bestenfalls als Schotterpisten bezeichnen und eine Busfahrt dauert schonmal 27 Stunden (mit einem furzenden und schreienden Baby im Sitz hinter mir, toll). Das Wetter ist ziemlich wechselhaft, morgens kann bei 20 Grad die Sonne scheinen und nachmittags geraet man ploetzlich in einen Schneesturm. Wenn die Sonne scheint, braucht man allerdings direkt Lichtschutzfaktor 40, sonst verbrennt man sich den Schaedel (ich zumindest ;-).

Das klingt jetzt vielleicht erstmal nicht so toll, aber die Gegend hier ist trotz allem paradiesisch. Man ist staendig umgeben von unglaublichen Berglandschaften und unzaehligen Gletschern. Ok, zwischendurch hat man auch mal oede Steppengegenden, aber die offizielle "Pampa" grenzt ja schliesslich an Patagonien und der Name kommt nicht von ungefaehr.

Besonders beeindruckt war ich vom Perito Moreno Gletscher in der Naehe von El Calafate. Im Gegensatz zu den Gletschern, auf denen ich bisher war, liegt dieser hier nicht auf dem Gipfel eines Berges, sondern ist eingekeilt von Bergen mitten in einem See. Ist schon ein komischer Anblick, ein Rieseneisklotz (30 km lang, 5 km breit, 60 m hoch) umgeben von Baeumen am Seeufer. Habe 2 Stunden einfach davorgesessen und beobachtet, wie staendig grosse Brocken vom Gletscher abgebrochen sind und es ueberall im Eis gekracht und geknackt hat.

Anschliessend war ich 3 Tage beim Trekking (mit langer Thermo-Unterhose, wen´s interessiert) in den Fitz Roy Ranges in El Chalten. Dieses Kaff liegt mitten im Nirgendwo, hat 500 Einwohner und die Geschaefte haben von 10.00 bis 12.30 geoeffnet, Wahnsinn! Gluecklicherweise zaehlen die Berge hier zu den spektakulaersten Trekking- und Kletterkulissen der Welt und deshalb kommen haufenweise Touristen hierher. Naja, "haufenweise" ist vielleicht auch uebertrieben. Momentan ist hier Nebensaison und nur ein einziges Hostel hat geoeffnet. Der "Haufen" beschraenkt sich also auf ca. 40 Leute :-)

Das war mal wieder eine nette Abwechslung zu den durchzechten Naechten und der Party-Atmosphaere in den anderen Hostels. Den ganzen Tag wandern, dann abends eine heisse Milch (evtl. mit einem klitzekleinen Schuss Rum) trinken und frueh ins Bett gehen. Aber was sollten wir auch anderes machen? Wir hatten ja nix! Mussten abends sogar die Kartoffeln mit dem Bollerwagen die Schotterstrasse heraufziehen! ;-)

Nach dem strammen Trekking-Programm bin ich so langsam fit fuer den 4taegigen Inca-Trail, der Ende Oktober noch ansteht. Haben hier aber leider (oder Gott sei Dank?) keinen Puma gesehen, obwohl die hier noch regelmaessig durch die Waelder streifen.

Mit meinem Backpacker-Spanisch komme ich auch ganz gut ueber die Runden. Ist aber nicht so einfach hier, weil z.B. die Chilenen ganz anders sprechen als die Argentinier. In Chile habe ich fast nix verstanden, weil die alle sehr seltsam nuscheln. Im Bus in Santiago hat mich sogar ein Spanier gefragt, ob ich ihm uebersetzen kann, was der Fahrer gerade gesagt hat. Haha, ausgerechnet ich soll ihm seine eigene Muttersprache uebersetzten! Witzige Kerlchen, diese Spanier!

Am Mittwoch geht es fuer mich mit dem Flieger in den Norden nach Salta. Dort treffe ich mich mit 2 Englaendern, mit denen ich schon ein paar Tage gereist bin und dann geht es zu dritt weiter nach Bolivien. Wird auch Zeit, dass ich mal langsam wieder Richtung Norden komme. Der naechste suedliche Stopp waere die Antarktis. Man kann hier tatsaechlich 2woechige Expeditionen dorthin buchen. Ist bestimmt sehr interessant, aber viel zu teuer.

Die einzige Sache, die mich hier wirklich stoert, ist, dass die Argentiner alle den italienischen Fernet Branca trinken und nicht unseren guten Jaegermeister. Ich gebe mein Bestes, um das zu aendern, versprochen!

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Dienstag, 2. Oktober 2007
Ski Heil, Riesen-Wale und Riesen-Steaks
Bin jetzt seit einer Woche in Argentinien und was soll ich sagen, es ist grossartig!

Kaempfe mich gerade durch die einmalige Landschaft Patagoniens, was nicht ganz so einfach ist. Einige Strassen sind wegen der Schneelage gesperrt und die Anden sind manchmal auch ein unueberwindbares Hindernis, weswegen man schonmal Umwege von mehreren 100 km fahren muss. Wenn ihr jetzt glaubt, dass ich hier in den klischeehaften suedamerikanischen Bussen mit Huehnerkaefigen unterwegs bin, liegt ihr komplett falsch. Die Busse hier in Argentinien sind superbequem, mit Liegesitzen, DVD-Player, Fruehstueck und allem drum und dran. Wenn man etwas mehr Geld ausgibt, bekommt man sogar richtige Betten und Whisky und Champagner im Bus! Das habe ich bis jetzt aber noch nicht ausprobiert, die billigeren Busse reichen vollkommen.

Allerdings sind die Strecken hier schon ziemlich lang und die Strassenverhaeltnisse einfach nicht vergleichbar mit Deutschland. Von Bariloche bin ich 14 Stunden nach Puerto Madryn an der Ostkueste gefahren und von hier geht es heute in einer insgesamt knapp 24 Stunden langen Fahrt weiter nach El Calafate im Sueden.

Wenn ich nicht gerade in irgendeinem Bus sitze und "Miami Vice" auf Spanisch schaue (gute Uebung fuer die ganzen spanischen Schimpfworte), gibt es hier jede Menge zu sehen und erleben.

In Bariloche war ich mit ein paar Leuten Ski fahren. Das Skigebiet war zwar groesser als die beiden in Neuseeland, aber trotzdem kein Vergleich zu Oesterreich. Allerdings hatte man eine super Aussicht auf die Berge und den Lake District, allein dafuer hat sich der Skipass schon gelohnt. Und wenn man die Anden schonmal vor der Haustuer hat, muss man das auch ausnutzen. Auf dem Gipfel gab es dann eine positive Ueberraschung: puenktlich zum Lunch haben wir tatsaechlich eine komplett orange gestrichene Jaegermeister-Huette gefunden und sind natuerlich direkt eingekehrt. Ein paar von den Leuten hatten noch nie einen Jaegermeister, diese Bildungsluecke haben wir dann aber schnell geschlossen und danach sind wir alle auf einmal besser Ski gefahren als vorher :-)

Insgesamt hat mir Pucon in Chile aber besser gefallen als Bariloche. Pucon hatte mehr die Atmosphaere von einem kleinen oesterreichischen Skidorf, waehrend Bariloche eher aussah wie die Bettenburgen in Frankreich. Dafuer war in Bariloche aber definitiv mehr los. Die argentinischen Studenten fahren da jedes Jahr zum Spring Break hin, mehr muss ich wohl nicht sagen.

Nach 2 Tagen in Bariloche bin ich quer durch Argentinien nach Puerto Madryn gefahren. Waere gerne direkt Richtung Sueden gefahren, das ist im Winter aber nicht moeglich. Hier ist es gerade ueberraschend warm. Sitze bei 29 Grad im Shirt und Flipflops im Internetcafe, damit hatte ich nicht gerechnet.

Die grosse Attraktion hier sind die "Southern Right" Wale (keine Ahnung, wie die auf deutsch heissen), die hier von Mai bis Dezember an der Kueste entlang schwimmen. Obwohl ich in Australien und Neuseeland schon Wale gesehen habe, bin ich trotzdem nochmal auf eine Whale Watching Tour zur Halbinsel Valdez gefahren und das hat sich definitiv gelohnt. In Neuseeland haben wir in knapp 3 Stunden auf dem Wasser 6 Wale entdeckt. Hier in Puerto Madryn geht man einfach an den Strand oder auf den Pier und da sind sie dann auf einmal. Bei Flut kommmen sogar die grossen Tiere (ca. 17 Meter lang) bis zu 10 Meter an den Strand. Anschliessend sind wir mit einem Boot sogar noch naeher rangekommen. Ein paar von den grossen Walen sind minutenlang direkt neben dem Boot herumgeduempelt, gesprungen und unter unserem Boot durchgetaucht! Leider haben wir keine Orcas gesehen, obwohl ihre Saison jetzt langsam anfaengt. Wer die Doku "Der blaue Planet" gesehen hat, kann sich bestimmt an die Szenen erinnern, in denen die Orcas die Seehund-Babys direkt vom Strand weggeschnappt haben?! An genau diesem Strand waren wir, aber ausser riesigen stinkenden und ruelpsenden Elephant Seals (weiss wieder den deutschen Namen nicht, vielleicht Elephanten-Seehunde?) und Pinguinen haben wir nichts gesehen.

Danach gab es dann noch ein Whale Watching der ganz anderen Art: es war ein Sonntag und super Wetter, deshalb waren auch viele Einheimische am Strand und man konnte dicke Argentinierinnen in Badeanzuegen beobachten :-)
Ich muss euch aber enttaeuschen, davon habe ich leider keine Fotos...

Ein weiteres Highlight hier ist natuerlich das Essen. Alles dreht sich um Fleisch und Barbecue, wunderbar. Versuche gerade, mich Abend fuer Abend durch die verschiedenen Steak-Sorten zu essen, habe aber noch nicht einmal die Haelfte geschafft. Eine Spezialitaet sind hier Innereien (ja genau: Darm, Niere und sogar Gehirn). Wir (reise gerade mit Stuart aus London, den ich in Santiago kenengelernt habe) haben direkt am ersten Abend in Puerto Madryn unsere Schuldigkeit getan und einen "Grillteller" voller Innereien bestellt (und auch fast ganz gegessen). Ein paar Sachen schmeckten ganz "interessant" und ein paar Sachen haette ich fast direkt durchs halbe Restaurant gespuckt. Ist aber ein witziges Erlebnis, wenn man mit einer Gruppe von 10 Leuten einfach eine riesen Grillplatte bestellt und nicht wirklich weiss, was man gerade isst. Mit ein paar Flaschen Rotwein und Bier ist aber alles irgendwie geniessbar :-)

Wie ihr an der Laenge meiner Berichte erkennen koennt, ist das Internet hier endlich wieder spottbillig und in den meisten Hostels sogar umsonst. Ansonsten bin ich froh, dass sich hier wieder alles um Fussball dreht und nur teilweise um den Rugby World Cup. Nach Australien und Neuseeland kann ich hier endlich mit den Locals ueber die WM diskutieren...wie war das noch mit dem Elfmeter-Schiessen im Viertelfinale? :-)

Und bevor einer fragt: Nein, ich moechte momentan nicht ueber den BVB reden!!

Ausserdem ist das Reisen hier viel spannender. In Australien und Neuseeland ist es wirklich einfach, als Backpacker durch die Gegend zu kommen, weil alle Angebote auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind. Das ist zwar superangenehm, aber jetzt ist es auch mal wieder ganz nett, in einem Bus zu sitzen und nicht wirklich zu wissen, wo der eigentlich hinfaehrt :-)

Ein grosser Wehmutstropfen ist natuerlich, dass ich Barbaras und Thorstens Hochzeit verpasst habe :-(
Hallo ihr zwei! Hoffe, ihr hattet einen super Tag? Habe versucht, euch (und einige eurer Gaeste) am Samstag abend auf dem Handy zu erreichen, aber scheinbar waren alle mit Feiern beschaeftigt :-)

Muss mich jetzt seelisch auf die 24-Stunden-Busfahrt vorbereiten, also Schluss fuer heute.

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