Dienstag, 9. Oktober 2007
Patagonien...wortwoertlich am Arsch der Welt
Wenn ich Patagonien mit einem einzigen Wort beschreiben muesste, wuerde "rau" wohl am besten passen. Die meisten Strassen hier kann man bestenfalls als Schotterpisten bezeichnen und eine Busfahrt dauert schonmal 27 Stunden (mit einem furzenden und schreienden Baby im Sitz hinter mir, toll). Das Wetter ist ziemlich wechselhaft, morgens kann bei 20 Grad die Sonne scheinen und nachmittags geraet man ploetzlich in einen Schneesturm. Wenn die Sonne scheint, braucht man allerdings direkt Lichtschutzfaktor 40, sonst verbrennt man sich den Schaedel (ich zumindest ;-).

Das klingt jetzt vielleicht erstmal nicht so toll, aber die Gegend hier ist trotz allem paradiesisch. Man ist staendig umgeben von unglaublichen Berglandschaften und unzaehligen Gletschern. Ok, zwischendurch hat man auch mal oede Steppengegenden, aber die offizielle "Pampa" grenzt ja schliesslich an Patagonien und der Name kommt nicht von ungefaehr.

Besonders beeindruckt war ich vom Perito Moreno Gletscher in der Naehe von El Calafate. Im Gegensatz zu den Gletschern, auf denen ich bisher war, liegt dieser hier nicht auf dem Gipfel eines Berges, sondern ist eingekeilt von Bergen mitten in einem See. Ist schon ein komischer Anblick, ein Rieseneisklotz (30 km lang, 5 km breit, 60 m hoch) umgeben von Baeumen am Seeufer. Habe 2 Stunden einfach davorgesessen und beobachtet, wie staendig grosse Brocken vom Gletscher abgebrochen sind und es ueberall im Eis gekracht und geknackt hat.

Anschliessend war ich 3 Tage beim Trekking (mit langer Thermo-Unterhose, wen´s interessiert) in den Fitz Roy Ranges in El Chalten. Dieses Kaff liegt mitten im Nirgendwo, hat 500 Einwohner und die Geschaefte haben von 10.00 bis 12.30 geoeffnet, Wahnsinn! Gluecklicherweise zaehlen die Berge hier zu den spektakulaersten Trekking- und Kletterkulissen der Welt und deshalb kommen haufenweise Touristen hierher. Naja, "haufenweise" ist vielleicht auch uebertrieben. Momentan ist hier Nebensaison und nur ein einziges Hostel hat geoeffnet. Der "Haufen" beschraenkt sich also auf ca. 40 Leute :-)

Das war mal wieder eine nette Abwechslung zu den durchzechten Naechten und der Party-Atmosphaere in den anderen Hostels. Den ganzen Tag wandern, dann abends eine heisse Milch (evtl. mit einem klitzekleinen Schuss Rum) trinken und frueh ins Bett gehen. Aber was sollten wir auch anderes machen? Wir hatten ja nix! Mussten abends sogar die Kartoffeln mit dem Bollerwagen die Schotterstrasse heraufziehen! ;-)

Nach dem strammen Trekking-Programm bin ich so langsam fit fuer den 4taegigen Inca-Trail, der Ende Oktober noch ansteht. Haben hier aber leider (oder Gott sei Dank?) keinen Puma gesehen, obwohl die hier noch regelmaessig durch die Waelder streifen.

Mit meinem Backpacker-Spanisch komme ich auch ganz gut ueber die Runden. Ist aber nicht so einfach hier, weil z.B. die Chilenen ganz anders sprechen als die Argentinier. In Chile habe ich fast nix verstanden, weil die alle sehr seltsam nuscheln. Im Bus in Santiago hat mich sogar ein Spanier gefragt, ob ich ihm uebersetzen kann, was der Fahrer gerade gesagt hat. Haha, ausgerechnet ich soll ihm seine eigene Muttersprache uebersetzten! Witzige Kerlchen, diese Spanier!

Am Mittwoch geht es fuer mich mit dem Flieger in den Norden nach Salta. Dort treffe ich mich mit 2 Englaendern, mit denen ich schon ein paar Tage gereist bin und dann geht es zu dritt weiter nach Bolivien. Wird auch Zeit, dass ich mal langsam wieder Richtung Norden komme. Der naechste suedliche Stopp waere die Antarktis. Man kann hier tatsaechlich 2woechige Expeditionen dorthin buchen. Ist bestimmt sehr interessant, aber viel zu teuer.

Die einzige Sache, die mich hier wirklich stoert, ist, dass die Argentiner alle den italienischen Fernet Branca trinken und nicht unseren guten Jaegermeister. Ich gebe mein Bestes, um das zu aendern, versprochen!

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