Donnerstag, 27. September 2007
Beklaut in Santiago und begeistert in Pucon
Es hat nicht wirklich lange gedauert, bis ich hier in Suedamerika das erste Mal beklaut wurde. Vorneweg muss ich aber sagen, dass wir selber Schuld waren und auf einen ziemlich daemlichen Trick reingefallen sind. Und es waren umgerechnet nur 5 Euro pro Person, also halb so schlimm.

Aber ich fang besser von vorne an. In meinen ersten drei Tagen in Santiago konnte ich nicht viel machen, weil hier Nationalfeiertag war und so ziemlich alles 3 Tage lang geschlossen war. Mal ganz davon abgesehen, dass man in Santiago generell nicht viel machen kann. Also hat sich am Samstag nachmittag eine Gruppe von 10 Leuten im Hostel zusammengefunden und was macht man Samstags nachmittags? Richtig, man geht zum Fussball!

Wir waren bei einem Heimspiel vom lokalen Verein Colo Colo, sowas wie das Bayern Muenchen von Chile. Sobald wir aus der Metro ausgestiegen sind, wurden wir von Einheimischen bedraengt, die entweder betteln oder uns was verkaufen wollten. Wir haben uns dann zum Ticketschalter durchgeschlagen, wo uns ein ziemlich offiziell aussehender Typ angesprochen hat und uns mit den Tickets beraten hat. Wir haben uns nix weiter dabei gedacht, weil er vorher mit dem Security-Typen geplaudert hat und den Eindruck machte, hier zu arbeiten. Tja, sobald er aber von einigen das Geld fuer die Tickets eingesammelt hatte, ist er ploetzlich losgerannt waehrend wir wieder von einer Masse von Leuten umringt wurden, um ihm bloss nicht folgen zu koennen. Der Security (die ja nunmal direkt daneben stand) fiel dazu nicht mehr ein als "Oh, der ist grad mit eurem Geld abgehauen".

Naja, waren ja wie gesagt nur ca. 5 Euro pro Person, aber wir haben uns trotzdem geaergert. Das entspricht hier naemlich einem dicken Abendessen ;-)

Das Spiel an sich war eher maessig, entsprach ungefaehr deutschem Regionalliga-Niveau. Colo Colo hat 2:0 gegen Santa Schlagmichtot gewonnen. Aber die lokalen Fans haben 90 Minuten durchgesungen und in der Fankurve rumgetanzt, das war schon nicht schlecht. Und die Kulisse mit den verschneiten Bergen im Hintergrund hatte auch was.

Habe ausserdem einen Tagesausflug nach Valparaiso gemacht, angeblich Chiles schoenste Stadt. Die Hafenstadt ist in extremer Hanglage gebaut und beruehmt fuer ihre Seilbahnen (keine Ahnung wie man die alten Dinger sonst beschreiben soll ;-), mit denen man rumpelnderweise in die oberen Stadtteile kommt. Ist wirklich ganz nett, im oberen Teil mit Blick aufs Meer durch die Gassen zu laufen, die alle in unterschiedlichen Farben gestrichen und voll mit Graffiti sind.

Mein Hostel in Santiago war im Barrio Bellavista, wo man hauptsaechlich Bars, Clubs und Restaurants findet. War also optimal fuer die Abendgestaltung. Wir haben dann auch tatsaechlich einige gute Salsa-Bars gefunden und mussten nicht noch einmal in den Schwulenclub:-))

Nach 6 Tagen hatte ich aber genug von der Hauptstadt und bin mit dem Bus ueber Nacht nach Pucon gefahren. DIE Attraktion in Pucon ist der Vulkan Villarrica, einer der aktivsten Vulkane des Kontinents. Am naechsten Tag haben wir also mit einer gefuehrten Gruppe bei super Wetter den Aufstieg gewagt. Das war definitiv ein Highlight meiner ganzen Reise. Ausgeruestet mit Eispickel, Atemmaske (fuer den Schwefelgestank) und ganz viel Schokolade (Zucker!) sind wir knapp 5 Stunden im Zickzack-Kurs den verschneiten Berg hochgestapft. Die Aussicht auf die umliegenden Seen, die anderen Vulkane und die Anden war unglaublich! Und als wir dann endlich am Rand vom Krater standen, ist uns wortwoertlich die Luft weggeblieben, und das nicht nur wegen des beissenden Schwefelgestanks. Haben sogar zwei ziemlich grosse Explosionen miterlebt!

Nach einem halbstuendigen Picknick direkt neben dem Krater ging es wieder ins Tal. Dieses Mal Gott sei Dank hauptsaechlich rutschenderweise mit einem Arschleder :-)

Abends gab es zur Belohnung dann einen Besuch der Therme hier, genau das Richtige fuer die mueden Beine. Ueber mangelnde Bewegung konnte ich mich in Pucon also nicht beklagen. Am Tag vor der Vulkanbesteigung war ich naemlich noch auf einer 45 km langen Mountainbike-Tour. Pucon hat mir super gefallen. Auf der einen Seite der Lago Villarrica und auf der anderen Seite der Vulkan, der kontinuierlich qualmt und abends feuerrot leuchtet, was will man mehr als Aussicht? Nur die Warnampeln ueberall fuer die Vulkanaktivitaet waren etwas beunruhigend. Sobald das Licht da naemlich auf Rot springt, muss die ganze Stadt evakuiert werden. Das ist aber Gott sei Dank das letzte Mal 1984 passiert.

Nach insgesamt 10 Tagen in Chile bin ich gerade in Bariloche/Argentinien angekommen. Allein die Busfahrt durch die Anden war schon spektakulaer und der Sueden Patagoniens soll atemberaubend sein. Ausserdem gibt es hier 300g-Steaks fuer weniger als 3 Euro, ein Paradies!

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